Nach der OP ist vor der OP

Da war ich nun wieder auf Station um mich von der OP zu erholen. Ich hatte immer noch einige Drainagen, weil der Körper immer noch Bauchwasser produzierte. Und leider Fieber und trotz Antibiotika ganz miese Entzündungswerte. Deshalb wurde ich noch einmal durch’s CT geschoben. Das erste was dabei heraus kam: jede Menge Wasser auch in der Lunge. Kein Wunder hatte ich immer noch Probleme mit der Atmung und brauchte zusätzlich Sauerstoff. Blöderweise gab es außerdem noch einen Abszess an der Stelle wo vorher die Milz war. Damit war klar: ich würde wohl noch einmal operiert werden müssen. Da hab ich erst mal wieder Panik bekommen, weil ich mich schon wieder mit künstlicher Beatmung auf der Intensivstation sah. Nicht sehr wahrscheinlich, aber vorher lief es ja auch irgendwie schief. Mein Arzt wollte aber zunächst nichts unternehmen, weil das Ding verkapselt war und erst mal die Geschichte mit dem Wasser behandeln. Also wurde meine Lunge punktiert. Natürlich war mir das nicht geheuer, ging aber ganz gut. Erst der linke, dann der rechte Lungenflügel, zusammen mehr als 2 Liter Flüssigkeit. Danach ging das Atmen doch deutlich besser. Leider bildete sich schnell wieder neues Wasser, deshalb haben sie mir am linken Lungenflügel eine Drainage gelegt. Gottseidank nur ein ganz dünnes Schläuchlein, deshalb hab ich kaum was gespürt.
Dann war es Zeit die Klammern am Bauch zu entfernen. Zunächst nur jede zweite und am nächsten Tag der Rest. Das war am 5. Januar. Der Teil unterhalb des Bauchnabels war noch nicht völlig verheilt, deshalb hat der Arzt das Stück unter örtlicher Betäubung noch einmal vernäht. Dabei war mir natürlich auch wieder nicht ganz wohl, aber tatsächlich hat auch diesmal nur die Betäubungsspritze weh getan. Ich war jedenfalls guten Mutes, rücke mich im Bett wieder zurecht, mache einen leichten Huster – und irgendwie läuft was aus dem Bauch und das Bett ist nass. Ich gucke vorsichtig unter die Bettdecke: der Teil oberhalb des Bauchnabels ist komplett aufgegangen und ich konnte mir selbst in die Bauchhöhle gucken ((O.O)) Nun bin ich ja nicht besonders empfindlich, aber ich hab dann doch lieber nicht mehr hingesehen.
Ertaunlicherweise haben sich weder Schwester noch Arzt darüber aufgeregt und der Schaden wurde zunächst nur verpflastert. Nun ja. Dem Arzt kam es eigentlich gerade recht. Wenn jetzt sowieso auf war konnte er gleich nach dem Abszess gucken. Das sollte in einer Stunde erledigt sein und ich käme gleich wieder auf Station. Da war ich mir nicht so sicher. Zu recht. Abends wurde ich dann wieder in den OP geschoben und bin dann natürlich doch wieder auf der Intensivstation aufgewacht. Irgendwie war das Ding schwer zu erreichen und sie haben mehr als zwei Stunden gebraucht zur Entfernung. Hmmmpf.
Am nächsten Morgen hab ich ein bisschen verdünnten Joghurt als Einstieg bekommen. Geschickterweise stand gerade ein Chirurg neben mir, der zu seinem großen Erstaunen bemerkte, dass es in der neuen Drainage trüb wurde. Ich konnte förmlich die Rädchen in seinem Hirn arbeiten sehen. Es blieb nur eine Möglichkeit: ich hatte ein Loch im Magen. Das bedeutete? Richtig. Noch eine Operation. In dem Moment war ich schon fast am Verzweifeln. Aber es nützte ja nichts. Am nächsten Tag also wieder in den OP. Dort haben sie festgestellt, dass ich ein durchgebrochenes Magengeschwür hatte. Soweit es sich nachvollziehen ließ, hatte sich das nach der ersten OP innerhalb von nur ein paar Tagen entwickelt. Muss der Megastress auf der Intensiv gewesen sein.
Aber dann ging es endlich aufwärts. Ich hab zwar noch eine weitere Drainage für den rechten Lungenflügel bekommen, einige Bauchpunktionen und auch eine weitere Drainage am Bauch. Das war echt fies. Aber mir war alles egal – bloß keine OP mehr. Und außerdem sieht nach dem fünften Aufschneiden und Zunähen die Narbe nicht mehr gut aus. Schade. Viermal hat die Haut das mitgemacht. Aber jetzt ist sie beleidigt. Natürlich ist das nur ein kosmetisches Problem, das sich sicher später noch etwas korrigieren lässt. Ich gucke nur jeden Tag mehrmals drauf und die Eitelkeit lässt sich nicht verleugnen 😉
Inzwischen ist an Drainagen und Kathetern alles draußen, bis auf den Venenzugang am Hals. Denn leider brauche ich immer noch zusätzlich künstliche Ernährung. Aber den werde ich irgendwann auch noch los. Und dann wird es auch bald mit der Chemo weitergehen, die mir hoffentlich nicht wieder den Appetit verdirbt.

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7 Antworten to “Nach der OP ist vor der OP”

  1. Torsten Maue Says:

    Hey, du packst das und ganz egal wie die Narbe aussieht, das Wichtigste ist doch, daß du wieder gesund wirst und alles andere ist Nebensache.

  2. dagmarb Says:

    Meine Fresse! Wenn Du das überstanden hast, kann Dich im Leben gar nichts mehr umhauen. Und der Tag wird kommen. Und ich freue mich schon drauf, wenn wir uns zur Feier dieser bestandenen Prüfung ordentlich einen hinter die Binde gießen werden 🙂
    Und immer schön weiter auf dem steil aufsteigenden Ast bleiben!

    Alles Liebe
    Dagmar

  3. der Sprachlose Says:

    Hi Muli
    Mein Respekt wie Du das alles packst!
    Ich drücke Dir ganz fest die Daumen, dass Du wieder komplett gesund wirst!!
    lg Markus

  4. Yvonne Says:

    Oh Mann, dir bleibt aber auch gar nix erspart…

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