Wie weit kümmern?

Ich hatte hier ja schon von meiner Nachbarin erzählt, die sich regelmäßig um meine Katzen kümmert. Das kann sie jetzt leider nicht mehr, denn kurz vor Weihnachten hatte sie einen Schlaganfall. Gottseidank war es nur ein leichter, der lediglich den rechten Arm und die Sprache betroffen hat. In der Reha lief es ganz gut, aber sie hat sich dann selber vorzeitig entlassen. Dann ging der Kampf mit ihrer Enkelin los. Die alte Dame mir ihren knapp 90 Jahren wollte keine Pflegestufe, keine Pflegehilfe, keine Hilfe im Haushalt, keinen Notfallknopf….also überhaupt nichts. Ihre Enkelin sollte sich um sie kümmern und sonst niemand. Die wollte aber nicht. Zum einen, weil die zwei kein herzliches Verhältnis haben, vor allem aber, weil sie selber an MS leidet und dadurch natürlich körperliche Grenzen hat. Etwas, was die alte Dame nicht sehen will.
In der ersten Woche war die Enkelin dann am Ende doch jeden Tag da, weil meine Nachbarin sich nicht so wohl fühlte. Nach Ansicht der Enkelin allerdings nur vorgeschoben, was ich für durchaus möglich halte. Es gipfelte darin, dass die Gute nach einer Woche den Krankenwagen gerufen hat und im Krankenhaus erzählt hat, das es ihr so wahnsinnig schlecht ginge und sich niemand gekümmert habe. Das Krankenhaus hat der Enkelin deshalb eine Anzeige wegen Vernachlässigung angekündigt. Hurrah. Gefunden haben sie jedenfalls nichts und die alte Dame wieder nach Hause geschickt. Die Enkelin hat dann ohne weiter zu fragen einen Termin mit dem Pflegedienst vereinbart und es sollte jeden Tag eine Pflegerin kommen und beim Waschen und Anziehen helfen. Es wundert wohl keinen, wenn ich erzähle, dass sie die Pflegerin gleich wieder raus geschmissen hat. Es sollte wohl noch jemand zum Putzen kommen, ist bisher aber noch nicht erschienen.
Und letztes Wochenende haben sich die beiden dann endgültig zerstritten. Die Enkelin hat schon länger Bankvollmacht und hatte Sachen für die Zeit im Krankenhaus und in der Reha gekauft. Dafür hatte sie etwas Geld abgehoben. Die alte Dame behauptet nun, sie hätte die Hälfte ihrer Ersparnisse genommen und hat mit Anzeige bei der Polizei gedroht. Keine Ahnung, was sich die zwei an den Kopf geworfen haben. Die Enkelin hatte dann jedenfalls endgültig die Nase voll, hat den Schlüssel da gelassen und will das Haus nie mehr betreten. Das hat sie mir Sonntagabend am Telefon erzählt.
Die alte Dame hat mich dann am Montag mit schwacher Stimme im Büro angerufen, ob ich abends bei ihr vorbei kommen könnte. Sie hat mir dann ihre Version der Dinge erzählt, die natürlich etwas anders aussah. Angeblich fehlen auch die Kontoauszüge, die bisher in der Küche gelegen hätten. Keine Ahnung, wo die Wahrheit liegt. Ich habe ihr angeboten, für sie bei der Sparkasse die Auszüge ncoh einmal anzufordern, damit sie nachsehen kann. Außerdem wollte sie die Bankvollmacht widerrufen. Das hab ich auch mal rein geschrieben, aber den Brief noch nicht eingeworfen.
Ich hab noch die Selbstauskunft für den Medinzinischen Dienst ausgefüllt, damit sie vielleicht doch eine Pflegestufe bekommt. Jetzt müsste noch jemand einmal in der Woche ihre Medikament richten, was bisher die Enkelin gemacht hat. Keine Ahnhng, wer das nun erledigen soll. Ich hab einen Hausbesuch des Hausarztes angeleiert, aber der erste Versuch hat nicht geklappt, weil sie Klingel nicht gehört hat. Werde aber dranbleiben. Die alte Dame hat zu mir gesagt, wenn er meint, sie sei im Altersheim besser aufgehoben, dann würde sie das machen. Und sie hat mir das Versprechen abgenommen, dass ich mich dann um die Räumung ihrer Wohnung kümmere *seufz*
Sie selber kann die Wohnung im Moment nicht verlassen, weil sie im dritten Stock wohnt und wir keinen Aufzug haben. Sie fühlt sich dort allerdings wohl und ich denke, mit ein bißchen Hilfe könnte sie gut noch eine Weile dort bleiben. Aber das muss sie natürlich annehmen und es muss organisiert werden.
Das sehe ich jedoch nicht als meine Aufgabe an. Sie hat hier zwei Enkelinnen, die da zuerst verantwortlich sind. Allerdings hat sie sich früher auch nie um die beiden gekümmert und war wohl auch nicht sehr nett zu ihnen. Das rächt sich jetzt irgendwie. Ich selber habe nach wie vor genug um die Ohren mit den Angelegenheiten meiner Schwester. Trotzdem kann ich meine Nachbarin natürlich nicht einfach sich selbst überlassen. Ich gehe nachher hoch, bringe ihr die Post und frage, ob ich was einkaufen soll. Nächste Woche sehen wir dann weiter.

Update:
Der Hausarzt war nach meinem ausführlichen Brief gestern mittag noch einmal da. Er will dafür sorgen, dass ab Montag eine Schwester kommt, die sich um die Pflege und den Haushalt kümmert. Und er kümmert sich um einen Platz in einem Seniorenheim.
Ich sehe dann erst mal weiter nach Post und fülle Überweisungen für sie aus und werfe sie bei der Bank ein. Das schaffe ich grad noch 🙂

Update 2:
Heute Abend war ich noch kurz bei der Nachbarin, um nach dem Rechten sehen. Leider ist weder gestern noch heute jemand gekommen, um ihr zu helfen. Keine Ahnung, was da jetzt falsch gelaufen ist. Werde morgen noch mal beim Hausarzt anrufen, was da los ist.
Dann war ich noch kurz ein paar Sachen für sie einkaufen, weil das bißchen Joghurt und Obst vom Samstag schon längst aufgegessen war. Mann, Mann.

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5 Antworten to “Wie weit kümmern?”

  1. Torsten Says:

    Aber irgendwo gibt es auch den Punkt wo man erkennen muss, daß man nicht überall helfen kann.

  2. unepartiedemoipourvous Says:

    wow, pass auf, dass du nicht unabsichtlich zu tief hineinschlitterst. Du hast, wie du selbst schon gesagt hast, genug um die Ohren.

  3. frauhild Says:

    Nicht so viel drum kümmern, sagt sich so einfach.
    Ich kann auch nicht so tun, als ob es mich nix angeht.
    Manchmal reicht es schon, dass jemand kommt und einfach da ist.

    Aber du kannst dich nicht um alles kümmern – gib soviel wie möglich ab,
    Bitte schalte die Nachbarschaftshilfe ein. Die gibt es in jedem Stadtteil. Sie haben Freiwillige, die übernehmen Putzarbeiten, Einkäufe, Begleitung zum Arzt usw. gegen einen monatl. Beitrag und nach Stundenaufwand, eine Versicherung wird auch abgeschlossen.
    Da kann man zu den Sprechzeiten vorbeischauen und sich beraten lassen, wie weit man helfen kann, wie die rechtliche Situation ist oder wo es Unterstützung gibt. Die können auch was in die Wege leiten.
    Ich habe beratungsmäßig sehr gute Erfahrungen mit denen gemacht.

    Auch möglich wäre, bei der Paritätischen Wohlfahrt anzufragen, ob sie eine Haushaltshilfe schicken können.
    Aber das als späteren Schritt.

    Lieben Gruß
    dani

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